Man schrieb über uns…
In Zeit und Raum
Wie man dem Titel entnehmen kann wird es sich um eine Reise handeln. Eine eigenartige Reise welche sich am Rand von Zeitaltern, Regionen, Navigationsmethoden, Segelarten und einer bestimmten Lebensweise und Kultur bewegt.
Die Rede ist von einem Törn auf der „Welet“ (Einer alt slawischen Bootsreplik) von Wolin nach Biskupin. Der Törn begann kurz nach dem Wikinger Festival in Wolin und endete auf dem archäologischen Festival in Biskupin. (Dieses Jahr unter dem Motto“ Im Schatten der Pyramiden“)
Vor ein paar Jahren entschied sich Kapitän Henryk Wolski eine Bootsreplik eines alt slawischen Handelsschiffes nachbauen zu lassen, welche auf den Grundlagen der Ausgrabungen Orunia II entstehen sollte. Beim Bau wurden ein paar Modifikationen vorgenommen. So wurde die Bordwand um ein paar Zentimeter, erhöht was ein Sicherheitsfaktor darstellen sollte. Das Boot wurde mit dem Gedanken gebaut, „Experimental-Archäologie“ zu betreiben, d.h. es wurde der Versuch unternommen, die nautischen Errungenschaften der damaligen Zeit nachzuvollziehen und die historischen Strecken und Handelswege nachzufahren. Unter diesen Bedingungen ist die etwas höher gelegte Bordwand eine annehmbare Änderung.
Die Welet ist ein 11 Meter langes Vollholz-Boot, mit einem Segel und fünf Riemenpaaren. Es hat einen Ballast von etwa 700 kg, der in Form von Steinen mittschiffs in der Bilch seinen Platz hat.
Die Crew der Welet wechselte immer wieder innerhalb des Törns und bestand aus befreundeten Seglern aus Polen, Deutschland und den USA.
Maciej Krzeptowski kam nur eine kurzes Stück mit, da er gerade in den Vorbereitungen für seinen nächsten Törn auf der Maria steckte und nur wenig Zeit hatte. Auch Kapitän Wojtek Jakobson durften wir auf den Boot begrüßen.
Der Törn war in Etappen geteilt. Die erste „Haff Etappe“(von Wolin bis Stettin) begannen wir
ein wenig früher als geplant. Die zweite Etappe führte über westliche Oder nach Griffino, dann durch den Hohensaaten-Kanal, weiter die Oder entlang bis nach Kostrzin. Dort gelangten wir auf die Warthe und dann in die Notec, den Bydgoski Kanal und durch ein paar kleinere Kanäle verbundene Seen.
Den Törn beendeten wir in einem See bei Ostrowce. Von hier aus musste die Welet bis zum Biskupiner See über Land transportiert werden, da dieser keine schiffbare Wasserverbindung hat. Unterwegs passierten wir 25 Schleusen (zwei auf der deutschen Seite). Die genaue Strecke könnt ihr auf der Karte der vorherigen Seite betrachten.
Das Wetter war wechselhaft. Auf der ersten Etappe war es schön sonnig mit einem leichten Wind. Perfektes Wetter um das Segelverhalten des Schiffes auszuprobieren. Die zweite Etappe begann ähnlich, obwohl es deutlich kälter geworden war.
Am dritten Tag verschlechterte sich das Wetter endgültig. Kalter Wind, Regen und Temperaturen zwischen 6 und 10 Grad. Die Welet hat keine Kajüten und trotz einer speziellen Konstruktion von Planen, die eine Art von Zelt bilden, hatten wir an der Kälte in Verbindung mit der andauernden Feuchtigkeit gut zu knabbern. Die Strecke, die noch vor uns lag, zwang uns dazu trotz des Wetters bis zu 10 Stunden täglich unterwegs zu sein.
Wir standen mit den ersten Sonnenstrahlen auf, um so schnell wie möglich los fahren zu können. Erst bei Dunkelheit legten wir uns schlafen, um alle hellen Stunden des Tages zur Fahrt ausnutzen zu können. Wir schliefen entweder auf dem Boot oder in Zelten, die wir am Ufer aufschlugen.
An dieser Stelle will ich den Arbeitern auf der Brücke in Naklo an der Notec danken. Sie haben nicht nur mit bereits geöffneter Brücke auf uns gewartet, sondern luden uns noch dazu zum Anlegeplatz der Technischen Binnenschifffahrt ein, und so konnten wir, die wir völlig durchnässt waren, eine Nacht mit einem Dach über dem Kopf verbringen. Wir werden den warmen, kleinen Flur und die Segelwerkstat lange in Gedanken behalten.
Wir kamen pünktlich in Ostrowca an und erlebten an Ort und Stelle noch einmal einen deftigen Schock. Nachdem wir alles aus der Welet geladen hatten und sie in den kleinen, ca. 60 Meter langen Kanal fahren wollten, über den eine Brücke verläuft, von der aus die Welet mit einem Kran aus dem Wasser gehoben werden sollte, mussten wir leider feststellen, dass auf halbem Wege ein umgestürzter Baum quer über dem Kanal lag.
Nachdem wir uns durch 300 Kilometer gekämpft hatten, sollten wir uns da auf den letzten 30 Metern geschlagen geben? Wir setzten uns in Bewegung und holten Seile, Äxte und Sägen und arbeiteten wie die Wilden. Ganz besonders verbissen ging Wikinger, ein überaus sympathischer Deutscher, mit Pranken wie ein Bär, an die Arbeit. Wir kamen durch!
Biskupin begrüßte uns mit schönerem Wetter und der großen Herzlichkeit der Organisatoren. Aus ganzem Herzen können wir dieses zyklisch wiederkehrende Ereignis empfehlen, was es da nicht alles zu sehen gab… Man konnte auf einen Schluck warmer Kräuter zu den Kräuterfrauen gehen, Vorträge über die alte Druckereikunst anhören, seine Kräfte an riesigen Steinblöcken, zum Bau der Pyramiden erproben und natürlich an Törns auf der Welet teilnehmen. Zu Ehren dieser wurde sogar eine Münze gehauen. Die Aufschrift hieß “Moneta Nostra Magnus Henryk Nauta“, was frei übersetzt „Münze unseres großen Seglers Henryk“ heisst.
Es war wirklich eine tolle Party und wir können im nächsten Jahr nur alle herzlich dazu einladen.
Der Törn endete glücklich! Alle waren gesund und bei fantastischer Laune, was man an den kreativen Stücken, die nebenbei zu sehen sind, erkennen kann.
Und für die Zukunft….Hm…. Die Strecke Wolin - Biskupin kennen wir nun schon….Vielleicht könnte man ja von Wolin bis zum Heiligen Land….es soll damals auch solche Etappen gegeben haben.
"Stella Maris"
Zwei monatliche Ausgaben der Seelsorge für Menschen des Meeres