Neuigkeiten
15.11.2006
Der Film „Auf den Spuren der Wikinger” über unsere Expedition „Viking 2006“ wird ausgestrahlt bei ARTE am Samstag, den 18.11.2006 um 22.05 Uhr.
Wiederholungen am Sonntag, den 19.11.2006 um 14.50 Uhr und Samstag, den 25.11.2006 um 12.50 Uhr.
Genauere Informationen unter:
http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/geo-360/diesen-monat/november/Auf_20den_20Spuren_20der_20Wikinger/1365410.html
01.11.2006
"Expedition Viking 2006" hat nun auch ihr administratives Ende gefunden!
Am 25. Oktober habe ich auf dem Zollamt in Mosciska / Ukraine die hinterlassene Kaution zurück erhalten. Es wurde zwar eine kleine Summe für die Bearbeitungsgebühren abgezogen, doch endlich konnte ich nun auch das geliehene Geld an Antoni Pasich zurückzahlen. Der "Rechtbetreuer", der half die alle Angelegenheiten zu regeln kostete jedoch 500 $ Kaska und Artur Kogut waren während des Aufenthalts von mir und Elke in Przemysl wieder unsere großherzigen Gastgeber.
Geldübergabe | Abschied von unseren Gastgebern |
07.08.2006
Am Samstag, dem 29 Juli ist die Welet in Kiew eingetroffen.
In der Zwischenzeit hatte sich herausgestellt, dass der Wasserstand in den polnischen Flüssen durch die sommerliche Dürreperiode so niedrig ist, dass es keinen Sinn machen würde, die Welet in Polen im Fluss San zu Wasser zu lassen.
Eine bessere Entscheidung wäre, sie gleich direkt nach Biskupin zu bringen, dem bekannten polnischen Freilichtmuseum, inzwischen fast der „Heimathafen“ der Welet.
Erst am Donnerstagvormittag, dem 03. August, konnte die Welet auf einen LKW verladen werden.
Freitagnacht, gegen 01.30 Uhr, erhalte ich eine SMS von Lucja: „Wir sind an der Grenze!“ An ruhigen Schlaf ist bei mir nicht mehr zu denken…Werden wir ohne Probleme die Kaution zurückerhalten, die für die Welet bei der Einreise in die Ukraine zu hinterlegen war?
Ab 08.00 Uhr fängt mein Telefon-SMS Dienst an.
Hier ein kleiner Auszug der bürokratischen Verwirrungen, denen Lucja an der Grenze ausgeliefert war.
Nachdem der zuständige wachhabende Grenzoffizier gefunden und er einen ersten Blick in die Papiere geworfen hatte, gibt er bekannt, dass die Transitverlängerung keine Gültigkeit hat.
Die zuständige Dienststelle hatte die Information nicht weitergeleitet, der Grenzposten hier in Szeginia war also nicht benachrichtigt worden und so hatte man das Kautions-Geld nach Kiew zurückgeschickt.
Es ist vorbei – 7500 US-Dollar gehen einfach so verloren….?!
Es vergehen Stunden - Lucja „steppt“ an der Grenze, ich hier am Schreibtisch.
Es ist kein anderer Weg, man muss zu dem „Oberchef“ nach Mo¶ciske fahren, ein kleiner Ort 15 km von der Grenze entfernt, wo das Hauptzollamt seinen Sitz hat.
Der Zollamtsleiter sieht eigentlich keine Probleme, alles sei OK, nur hier in der Kasse wäre keine solch große Summe vorrätig, außerdem sei Freitagnachmittag und so kurzfristig lasse sich sowieso nichts erledigen …alles müsse schließlich seine behördlichen Ordnung haben.
Um das Geld zu erhalten, sei die entsprechende Stelle zwei Tage im voraus zu benachrichtigen, man müsse persönlich in der Buchhaltung erscheinen und das Bargeld könnte ausgezahlt werden– so einfach…!
Jetzt sollte man die Ukraine verlassen, er würde eine entsprechende Bescheinigung ausstellen, anhand derer Lucja oder ich das Geld später abholen könnten.
Ich traue diesen Beteuerungen nicht mehr so ganz, schließlich hatte der Grenzoffizier, bei dem ich die Kaution damals einbezahlt hatte, mir versichert, dass das Geld bei jedem Grenzübergang und zu jeder Zeit bei Verlassen des Landes zur Verfügung stehen würde.
Nach Beratung mit Antonin Pasich, der die Kautionssumme ausgelegt hatte, entscheiden wir, einen Juristen heranzuziehen, der Lucja bei der Behörde beraten kann.
Unter seiner rechtlichen Obhut kann Lucja alle Formalitäten bewältigen und endlich am folgenden Tag die Weiterfahrt nach Biskupin antreten.
Am Sonntag, um 03:44 Uhr werde ich von einer SMS Nachricht geweckt: „Wir sind in Biskupin!“ – Geschafft!!!
Mit Neid denke ich an das frühere Wikingerleben, wenn auch voller körperlicher Strapazen, aber sicher sehr viel ruhiger ohne Handys, SMS-Verbindungen und E-Mails.
Zur vollständigen Zufriedenheit ist nun nur noch ein Faktor geblieben – die Kaution…!
Zwischen dem 16. und dem 24. September findet in Biskupin das jährliche Archäologische Festival statt, diesmal unter dem Motto „Die Römer und die Barbaren“.
Wer gerne als Teil der Welet-Crew an diesem Festival teilnehmen möchte, melde sich bitte per Email bei Lucja (lucjiinthesky@web.de).
22.07.2006
Von Polen in die Ukraine
Glücklich, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten, erreichten wir Przemysl, eine Stadt nahe der polnisch-ukrainischen Grenze.
Auf der letzten polnischen Etappe der Reise war es sehr kalt gewesen und der Dauerregen der vergangenen Tage sehr Kräfte zehrend.
Andererseits hatte eben dieser den Wasserpegel der Flüsse stark erhöht und uns somit geholfen an den zahlreichen Untiefen vorbeizukommen.
Die Crew der polnischen Etappe fuhr mit Ausnahme von Marcin und Tomek nach Hause, neu dazu kamen Bogna Lukomska mit ihrem Vater Marek Lukomski, Andrzej Maciejewski und meine Frau Elke.
Hier in Przemysl genossen wir glücklicherweise die Gastfreundschaft und große Hilfeleistung durch meinen alten Freund Artur Kogut.
Im Vorfeld der Expedition, im Herbst 2005, versuchte ich bereits den Transport der Welet vorzubereiten. Das Schiff muß hier nicht nur die Wasserscheide zwischen Ostsee und Schwarzem Meer überwinden, sondern zusätzlich auch eine Staatsgrenze überschreiten - also über Land vom Fluß San in Polen zum Dnjstr in die Ukraine überführt werden.
Ein kurzes Telefonat mit Artur beendete er damals mit den Worten:„Henryk, mach dir keine Sorgen, wir organisieren schon alles!“.
Und so geschah es auch…
Er und Wieslaw Pomykacz, Mitarbeiter seiner Firma, übernahmen alle logistischen Angelegenheiten, die den Aufenthalt in Przemysl und den Transfer des Schiffes in die Ukraine betrafen.
Auch eine weitere bedeutsame Person lernte ich über ihn kennen: Antoni Pasich, der sich später ebenfalls als guter Geist der Expedition erwies…
So machten wir uns guter Hoffnung auf den Weg zur Grenze.
Hier erhielten wir jedoch die Information, dass für die Einreise eine Kaution zu hinterlegen wäre: 42% des Schiffspreises – eine stattliche Geldsumme!
Die Welet wurde ja auf einem LKW, d.h. auf dem Landweg in die Ukraine gebracht und wurde daher als normales „Frachtgut“ von den Behörden behandelt...
Eine spontane, freundschaftliche Hilfsaktion durch Antoni, der uns die Geldsumme auslegte, half uns diese Schwierigkeit zu überbrücken, wenn auch mein Bart während der endlosen Verhandlungen mit den Grenzbeamten einen weiteren Graustich erhielt.
Fahrt auf dem Dnjstr
Wir ließen die Welet auf der ukrainischen Seite auf dem Dnjstr zu Wasser und fuhren durch ‚Podolien’, eine Region der westlichen Ukraine, die schon seit langem auch mit der polnischen Geschichte verbunden ist.
Danach ging es weiter durch die ‚Dnjstr-Schweiz’, wo uns klar wurde, was die in der polnischen Literatur besungene Schönheit dieser Region ausmachte.
Eine hügelige, liebliche Flusslandschaft, wo sich sattgrünen Wiesen und Weiden mit dicht bewaldeten Uferzonen abwechselten. Und immer wieder kleine, idyllische Dörfer, die wir zur regelmäßigen Proviantierung besuchten, und in denen es oft zu netten Begegnung und Kontakten mit der einheimischen Bevölkerung kam.
Aber auch der Besuch historischer Stätten kam nicht zu kurz – so lagerten wir direkt unter den Mauern der berühmten Festung von Chocim und besuchten die nahe gelegene Stadt Kamieniec Podolski, eine der ältesten Städte der Ukraine und ein wichtiges kulturelles Zentrum der Region.
Das Wetter entwickelte sich endlich sommerlich, so wie es eigentlich schon seit langem hätte sein sollen…
5 Stunden Rudern, dann Rast und ein erfrischendes Bad im Fluss…das Leben als Wikinger kann auch angenehme Seiten haben…
Schließlich erreichten wir Novodnistrovsk, wo der Dnjstr zur Elektrizitätsgewinnung zu einem größeren See aufgestaut ist. Hier musste die Welet auf dem Landweg zwei Staudämme überwinden, d.h. komplette Entladung des Schiffes, Kranen, LKW-Transport und erneutes Beladen.
Vorher jedoch fand ein kleiner Crew-Wechsel statt: Marek, Andrzej und Elke fuhren zusammen nach Hause und wurden von Katrin Rabe-Bär mit ihrem Sohn Alexander sowie Kuba Lukomski, dem Sohn von Marek ersetzt.
Wir gelangten in den Bereich, wo der Dnjstr die Grenze zwischen der Ukraine und Moldawien bildet, eine normalerweise sehr streng kontrollierte und reglementierte Region.
Und auch hier wären wir wahrscheinlich nicht weiter gekommen, wenn nicht wieder der gute Geist der Expedition, Antoni Pasich, über uns gewacht hätte…
Er hatte im Vorfeld der Expedition bereits einen sog. “Freibrief“ für die Fahrt der Welet von einem hohen ukrainischen Grenzoffizier ausstellen lassen. Mit diesem Genehmigungsschreiben in der Hand, ließen sich die bürokratischen Hürden vorerst einmal überwinden.
Der Weg Richtung Schwarzes Meer schien frei zu sein…
Behördenkämpfe…
Nach Genehmigung der Weiterfahrt durch die ukrainischen Behörden, scheiterte leider unsere Unternehmung, die gesamte Strecke zwischen Ostsee und Schwarzem Meer auf dem Wasserwege zu befahren, trotz aller Bemühungen und Verhandlungen an der Bürokratie der Grenzbehörden.
Das polnische Konsulat in Moldowa hatte eine dringende Warnung vor der Einreise nach Transnistrien ausgesprochen. Transnistrien, auf der östlichen Dnjestr-Seite, zwischen Moldawien und der Ukraine gelegen, ist ein Staatsgebilde, das nur von der russischen Regierung anerkannt wird.
Die moldawischen Behörden, die offiziell dieses Gebiet verwalten, untersagten strengstens die Einreise in die umstrittene Landesregion.
Müde vom endlosen Behördenmarathon und auch durch die Warnhinweise um die Sicherheit von Schiff und Crew besorgt, musste ich schließlich einsehen, dass sich ein „moderner Wikinger“ heutzutage mit komplett anderen Schwierigkeiten und Hindernissen auseinanderzusetzen hatte.
Und gegen Bürokratie und zwischenstaatliche Streitigkeiten war man einfach machtlos…
So wurde der Grenzbereich auf der ukrainischen Seite umfahren und die Welet bei Majaki, kurz vor der Mündung des Dnjestr in den „Liman“ (Haffregion des Flusses), zurück ins Wasser gelassen.
Hier war die Verwaltung der Grenzbeamten wieder mal total überfordert. Sie hatten keine Ahnung wie ein solcher Fall, wie wir ihn darstellten, zu bearbeiten sei.
Eigentlich könnte alleine darüber ein ganzer Roman geschrieben werden.
Endlich landeten wir in Bielgorod Dniestrowskij, einer größeren Hafenstadt auf der Westseite des Limans gelegen, wo wir unsere Crewliste abgestempelt bekamen.
Wir segelten weiter, aber nach dem wir endlich das Schwarze Meer und damit die offene See erreicht hatten, wurde klar, dass wir unter diesen ungünstigen Windbedingungen nicht nach Odessa segeln konnten (starker Gegenwind aus Nordost mit einer Windstärke von 5-6 Bft).
Wir warteten drei Tage in Zatoka, auf der inneren Nehrungsseite ab - wieder unter der strengen Aufsicht der Grenzsoldaten.
Hier stieß auch Elke wieder zur Crew. Sie hatte eigentlich vorgehabt, uns bei der Ankunft am Expeditionsziel zu begrüßen und war von Deutschland nach Odessa geflogen. So warteten wir nun eben gemeinsam auf Wetterbesserung und die Weiterfahrt…
Als wir am frühen Morgen des 04.07. einen neuen Versuch starteten, die letzte Etappe nach Odessa zu bewältigen, ergab sich, dass eine neue Crewliste für die Weiterfahrt benötigt wurde, da die alte abgelaufen sei... (!?).
Dies bedeutete für uns also wieder 25 km zurück nach Bielgorod zu fahren, erneut durch den Liman und erst am späten Nachmittag endlich auf das Schwarze Meer zu gelangen – ein für uns nicht einkalkulierter Zeitverlust, so das wir erst nach einer weiteren Übernachtung in Ilitchewsk, kurz vor den „Toren von Odessa“ unser Expeditionsziel, den Hafen von Odessa, am Fuße der berühmten „Potemkin-Treppe“ erreichten .
Doch auf dieser letzten Etappe waren uns die Götter hold und wir bekamen günstige Winde - ein kleiner Ausgleich für die unendliche Geduld, die wir so kurz vor dem Ziel aufzubringen hatten.
Odessa - das Ziel ist erreicht!!!
Am 05.Juli 2006 um 15 Uhr (ukrainische Zeit – in Deutschland 14 Uhr) sind wir in den Hafen von Odessa eingelaufen!
Nach 59 Tagen Fahrt, d.h. vom offiziellen Start in Danzig am 08. Mai bis heute – eine Reise voller Abenteuer!
Trotz mancher körperlicher und mentaler Strapazen – das Glück der Ankunft machte sie alle vergessen…
Unsere Freude war umso größer, dass wir das Einlaufen unter vollem Segel bis ins Hafeninnere durchführen konnten.
Endlich war uns Njord, der Wikinger-Gott der Winde wohl gesonnen.
Das anschließende Anlegemanöver haben wir natürlich unter Riemen durchgeführt.
Nach dem Festmachen um 15.30 Uhr feierten wir das glückliche Ereignis standesgemäß mit mehreren Flaschen „Odessa-Sekt“.
Die Welet unterschied sich deutlich von den luxuriösen, schicken Motor- und Segelyachten, die in der Marina lagen und erregte dementsprechend eine große Aufmerksamkeit unter den Passanten.
Nach Erreichen des eigentlichen Liegeplatzes hatte sich schon eine große Zuschauermenge gebildet.
Das örtliche Fernsehen mit Kameramann und Reporterin wartete ebenfalls schon auf uns.
Noch als wir unterwegs waren und entlang der endlosen Odessastrände segelten, trafen wir eine Yacht namens Fortuna.
Das gleiche Schiff, das wir zum Abschluss der Expedition Riga – Odessa 1994 fotografiert hatten. Sowohl damals, als auch jetzt hatte ich die Begegnung als gutes Omen betrachtet…
Das Ziel wurde erreicht, aber unsere Reise ist noch nicht zu Ende…
Rückreise mit Hindernissen
Die Zeit, die wir durch den LKW-Transport und Umfahrung von Moldawien und Transnistrien gespart hatten, nutzten wir nun, um den Dnjpr stromaufwärts Richtung Kiew zu fahren, d.h. erst ein erster Abschnitt wieder auf See bis zur Mündung des Flusses in Cherson und dann weiter nach Norden, bis zu der alten, noch aus Warägerzeiten bekannten Metropole, der heutigen Hauptstadt der Ukraine.
Wieder musste also für die Grenzbehörde eine neue Crewliste erstellt werden und neue Termine für die Ankunft in unseren Zielhäfen wurden vereinbart.
Die festgelegten Ankunftstermine nicht einzuhalten, würde neue Probleme mit den Grenzbeamten schaffen - schließlich könnten wir auf unserem Weg ja Schiffbruch erleiden, und wer würde denn sonst nach uns suchen…?
In Otchakow, unserem ersten Etappenziel, erschienen wir zeitgemäß, aber in Cherson hatten wir aufgrund starken Gegenwindes wieder Verspätung und die Grenzer „sorgten sich um unsere Gesundheit“... – „Gesetz ist Gesetz, ein wenig Ordnung muss schon sein...!!!“
Auch wenn man eigentlich gar keine Möglichkeit für eine Such- bzw. Rettungsaktion hätte – aber das spielte eigentlich auch keine Rolle…
Mit Ruhe ließ ich die Ankunftsformalitäten über mich ergehen.
Eigentlich alle Behördengänge meisterte ich zusammen mit Katrin. Sie besitzt ebenfalls die notwendige Gelassenheit, spricht außerdem hervorragend Russisch und hat durch eigenen langjährigen Aufenthalt in der Ukraine Erfahrung im Umgang mit sozialistischer Bürokratie.
Nach etwa 3 Stunden sind die wichtigsten Formalitäten beendet...
Seit fast einem Monat sind wir zwar in der Ukraine und haben die Staatsgrenzen nie verlassen, aber das wird von den Behörden wohl anders gesehen und außerdem... - sicher ist sicher, Gründlichkeit scheint eine wichtige Tugend der Grenzbeamten zu sein.
Jetzt – so dachte ich mir, könnten wir einer ungestörten Fahrt auf dem Dnjpr und den großen Stauseen entgegensehen.
Dann kam doch noch eine entscheidende Frage:
„Was wollen wir weiter mit dem Schiff unternehmen?“
„Nach Kiew fahren...!“
„Und die Genehmigung?“
„Muss man denn eine haben...?“
„Selbstverständlich!!!“
Damals, als wir 1994 auf unserer Expedition von Riga nach Odessa mit dem Schlauchboot auf dem Dnjpr unterwegs waren, hatte kein Mensch sich nach Genehmigungen erkundigt.
Aber die Verwaltung des Staates hat sich augenscheinlich entwickelt – ob zum Guten oder zum Schlechten sei dahin gestellt...
Also mußten wieder alle Beziehungen eingeschaltet werden.
Erste Kontaktaufnahme mit „unserem Schutzengel“ Antoni Pasich, der sich bereits zuvor sehr verdient um die Organisation der Expedition gemacht hatte. Er beschaffte schnellstmöglich alle benötigten Adressen und Kontakte.
Danach Verbindung mit dem polnischen Seglermagazin Zagle und dem polnischen Segler-Verband und endlich... - nach 3 Tagen wurde uns die Genehmigung für die Weiterfahrt auf dem Dnjpr vom ukrainischen Transportministerium mit Sitz in Kiew zugefaxt. Natürlich musste dieses Schreiben noch einmal von der örtlichen Hafenbehörde und dem zuständigen Abteilungsleiter bestätigt werden – ohne offiziellen Stempeldruck und Unterschrift scheint in der Ukraine nichts Gültigkeit zu besitzen.
Wir waren sauer, dass wir so lange in Cherson warten mussten. Die Einheimischen staunten dagegen, dass wir die Bescheinigung in so kurzer Zeit erhalten hatten – sie hatten genug eigene Erfahrungen mit ihren Behörden...
Also endlich weiter! Den Dnjpr stromaufwärts mit Motorkraft.
An der ersten Schleuse in Kachowka stellte sich heraus, dass deutsche Schiffe deutlich weniger Schleusen-Gebühr zu zahlen hatten als polnische – 50% weniger als Polen – also wurden wir durch Flaggenwechsel zu einem deutschen Schiff...
Bei der Einfahrt in die riesige Schleusenkammer erinnerte ich mich wieder an eine Begebenheit vor 12 Jahren, während der Reise von Riga nach Odessa.
Wir hatten einen jungen Pastor, aus einer deutschen Gemeinde in der Ukraine mitgenommen. Als wir im Innern der Schleuse waren und sich die gewaltigen Wassermengen hinter den Toren aufbauten fragte er, was denn wäre, wenn sie den Druck nicht aushalten würden? Ich meinte, dass gerade er die besten Beziehungen haben sollte...! Doch er schien davon nicht wirklich überzeugt zu sein, seine Befürchtungen blieben bestehen...
Die Wellen auf den großen Stauseen des Dnjpr, die zum Teil größer als der Bodensee sind, können je nach Wind- und Wetterlage recht unangenehm werden – glücklicherweise hatten wir aber einen ruhigen Tag erwischt.
Am folgenden Tag, mit günstigem Wind aus westlichen Richtungen, machten wir unter Segel rasante Fahrt (bis zu 13 km/h) und so liefen wir am frühen Nachmittag des 17. Julis in den Yachthafen von Nikopol ein.
Hier war nun unsere Reise endgültig zu Ende!
Eine neue Crew sollte die Welet weiter Richtung Kiew fahren, um sie von dort per LKW zurück nach Polen zu transportieren.
Kostuch kam am nächsten Morgen mit seinem VW-Bus aus Poznan (Posen) und mit ihm meine Tochter Lucja, die neue Schiffsführerin der Welet. Von der alten Crew blieb nur noch Bootsmann Marcin zurück, alle anderen fuhren nach Hause.
Heute ist der 20.07.2006, eben habe ich mit Lucja telefoniert. An der Schleuse in Zaporozhe wurde als Schleusengebühr das 10-fache dessen verlangt, was wir in Kachowka zahlen mussten...nicht mit gesundem Menschenverstand zu erklären, eher mit purer Willkür!
Ich weiß noch nicht, wie sie das Problem lösen werden.
Ich glaube, das Glück aus der Erfüllung meiner Idee, eine Reise mit einem Wikingerschiff von der Ostsee in das Schwarze Meer durchzuführen, wird erst vollkommen sein, wenn das Schiff wohlbehalten wieder zurück in Polen ist und die Kaution von den ukrainischen Grenzbehörde zurückbezahlt wurde.
WICHTIGER HINWEIS:
Die gesamte Expedition wurde von einem Filmteam begleitet und dokumentiert.
In der Reihe GEO-Reportage 360º wird voraussichtlich am
Samstag, dem 18. November die Erstausstrahlung in „ARTE“ stattfinden.
Weitere geplante Sendetermine, z.B. im WDR, werden noch bekannt gegeben.
31.05.2006
Heute, am 31.05.2006 haben wir Jaroslaw auf dem San erreicht. Der hohe Wasserstand ermöglichte uns das schnelle Vorankommen, aber dafür mussten wir heftige Wolkenbrüche erdulden. Dank der großzügigen Hilfe der örtlichen Gastgeber, die uns im Internat untergebracht haben, ist es uns möglich, trocken und warm zu werden. Endlich konnte ich auch meine Korrespondenz im Internet nachschauen. Von einer befreundeten Segelcompany habe ich ein Angebot bekommen, das ich gerne weiter empfehlen möchte (pdf format).
Liebe Grüsse,
Henryk Wolski
21.05.2006
Nachrichten von der Route
Am 24. April ist die vorbereitende Mannschaft in der Zusammensetung
Marysia Dybizbañska, Marcin Wiêckowski, Tomek Zadró¿ny – Odek (Abkürzung von Odkrywca = Entdecker) und ich, Henryk Wolski, ist nach Powidz gekommen. Nach 4 Tagen intensiver Tätigkeit wurde die Welet am 28.4. durch einen Kran der Powidzer Armeeeinheit auf einen LKW geladen und nach Kruszwica gebracht, wo sie schnell und problemlos zu Wasser gelassen wurde. Hier wurden weitere Vorbereitungen durch die Mannschaft ausgeführt. Das Wetter war schlecht und es hat die ganze Zeit genieselt.
Der Ingenieur Marek Lukomski ist am Sonntag – für ihn ist es nicht nur ein Beruf sondern eine Berufung -- gekommen um die Außenbordmotorhalterung anzupassen und zu installieren. Wir haben doch über 800km flußaufwärts zu bewältigen, so daß dieses ein wichtiger Bootsteil ist.
Kurz danach sind die Teilnehmer die das Schiff nach Gdansk überführen sollen, dazugekommen. Die Route führt vom Goplo-See durch Kanäle und den Fluß Notec weiter durch den Gornonotecki – Kanal bis zum Bydgoski – Kanal. Von hier geht es weiter über die Weichsel und Alt-Weichsel bis nach Gdansk bis zum berühmten Krantor.
Am 30.4. wurden die Leinen losgeworfen. Es war regnerisch und kalt. Die Schleusen, die normalerweise zu dieser Jahreszeit Sonntags nicht auf sind öffneten sich der Reihe nach für uns. Man spürte förmlich die schützende Hand von der Stiftung Kanal Bydgoski.
Übernachtet haben wir auf dem Kanal in der Gegend von Murowaniec. Es nieselte die ganze Zeit.
In Bydgoszcz. Wurde es am folgenden Mntag .endlich etwas wärmer, so daß wir unsere nassen Sachen trocknen konnten. Bei günstigem Wind konnten wir sogar etwas segeln. Die Neuen waren sehr überrascht wie gut unsere Welet am Wind laufen kann.
Am Samstag den 6.5.kamen wir in Gedansk an wo wir sehr gastfreundlich am Hafen des zentralen Marinemuseums – der Leiter ist der Schirmherr unserer Expedition – festmachen durften. Bei allen Vorbereitungen und auf jeder Phase des Weges wurden wir mehr als herzlich unterstützt von verschiedenen Freunden und Gönnern des Projektes.
Hier fand auch ein größerer Crewwechsel statt, Außerdem kamen aus Berlin die das Projekt begleitende Filmmannschaft, um Aufnahmen zum Anfang zu machen. Hierzu fand eine Pressekonferenz statt.
Am 8.5. wurde symbolisch Ladung der Gdansker Kaufleute übergeben und ausklariert. Bei der Abfahrt nahmen wir die Filmmannschaft mit und kamen am zweiten Tag im Frischen Haff an. Der günstige Wind trieb uns derart flott voran, daß wir aus Begeisterung den Kanal nach Elbing verpaßten und erst durch die Untiefen und die Hinweise aus der Wikingersiedlung Truso den richtigen Weg fanden. Wir wurden in Elblag durch den Entdecker von Truso, den polnischen Schliemann, Dr. Marek Jagodziñski, begrüßt.
Am nächsten Tag sind wir bei sehr gutem Segelwind zum Dru¿nosee gesegelt. Im darauf folgenden Marienburg und Gniew sind wir feierlich empfangen worden. Allerdings mußten wir uns auf dem weiteren Weg beeilen, da das Schiff zu viel Wasser zug, und wir in Bydgoszcz die Möglichkeit hatten, das Schiff an Land zu holen und dort zu reparieren. Völlig selbstlos stand uns die gesamte Ausrüstung der Bootswerft zur Verfügung, und trotz widrigen Wetters haben wir gemeinsam versucht, die Welet abzudichten (auch wenn wir sie leider nicht drehen konnten ).
Nach dreitägigem ungewolltem Stopp nahmen wir an der Eröffnung der Vod-Kan-Messe teil und ruderten in die Altstadt. Anschließend passierten wir die Schleuse zurück auf die Weichsel,. Hier haben wir an den folgenden beiden Tagen am Ufer übernachtet. Bis auf einen Schwimmbagger und ein Schubboot sahen wir keinerlei Verkehr (den der Fluß hat jede Menge Untiefen und tückische Strömung), dafür aber jede Menge unberührte Natur mit Seeadlern, Kranichen, Kormoranen und Schwänen. Zweimal liefen selbst wir bei unserem geringen Tiefgang auf!
Bei Wloclawek passierten wir die einzige Weichselschleuse (hier wurde ein Staudamm mit Kraftwerk errichtet), und darauf waren wir auf dem Stausee. Nach einem morgendlichen Bad segelten wir auf dem fast leeren See, der ein fabelhaftes Segelrevier ist und erst langsam dafür erschlossen wird. Die Welet lief bei nur leichtem Wind (St.3Bft) bis über 7kn und war wie eine Jolle zu handhaben!! Nach 25km liefen wir die Marina Murzynowo an, die uns mit Salutschuß begrüßte. Hier hatten wir endlich warmes Wasser und Sanitäreinrichtungen und eine freundliche Taverne – Luxus pur..
Grüsse aus der Marine Murzynowo am W³oclaweks Stausee
23.04.2006
Im Fahrwasser der Wikinger
Im Mai diesen Jahres startet in der Ostsee ein einzigartiges Projekt: Deutsche und Polen werden gemeinsam von Danzig nach Odessa am Schwarzen Meer segeln. Das Besondere daran: Ihr Schiff Welet ist eine zeitgenössische Kopie eines slawischen Bootes aus dem 12. Jahrhundert, das nach dem Vorbild von Wikinger-Schiffen gebaut wurde. Das Ziel der Expedition unter dem Kommando von Kapitän Henryk Wolski ist, die historische Trasse der Wikinger und der Slawen nach mehr als 700 Jahren neu zu befahren.
Die Expedition „Wikinger 2006“ ist in die Endphase der Vorbereitungen getreten.
Bis zum Treffen in Powidz, wo der Welet-Erbauer Wieslaw Wroblewski die Bootsbauarbeiten zu Ende führt, sind es nur noch 2 Wochen.
Tomek Zadrozny, der sich u.a. mit dem Ausarbeiten der Navigationsroute beschäftigt, ist vor kurzem aus Przemysl, den für uns wichtigen Knotenpunkt, von einem Arbeitstreff zurückgekommen.
Nicht nur, dass wir in Przemysl die Wasserscheide von der Ostsee zum Schwarzmeerzuflussgebiet überqueren, sondern wir werden hier auch die polnisch-ukrainische Grenze passieren.
Der reibungslose Transfer in diesem Abschnitt wird von alten Bekannten, Ka¶ka und Artur Kogut, betreut.
Spannend gestaltet sich der Weg auf dem Dniester, in den Abschnitten zwischen Ukraine und der Republik Moldau und besonders zwischen Moldau und Transnistrien.
Bogna Lukomska hat ein Expeditionslogo entworfen und die touristische Ausrüstung der Welet überprüft.
Marek Lukomski, „der Ingenieur“, ist mit der Konstruktion der neuen Motorsteuerung beschäftigt, die uns die Weichsel und den San hochschieben soll. Zuvor wurde der Motor aus Warschau sowie andere Ausrüstung aus Biskupin herbeigeschafft.
Jacek Mrowicki hat bereits schon mit vielen polnischen Städten, die auf unserer Fahrtroute liegen, Kontakte geknüpft und Expeditionsunterstützung erhalten.
Dies sind nur kleine Ausschnitte unserer derzeitigen Bemühungen und Aktivitäten.
Bei mir in Berlin, auf der „Koordinationsstelle“, vervielfältigt sich die Liste der Probleme und Aufgaben: Anstelle eines erledigten Problems tauchen drei neue auf.
Die Zeit seit meiner Rückkehr aus der Antarktis vor 2 Wochen, war vollständig mit Vorbereitungen ausgefüllt, obwohl ich schon vorher per Email unzählige Anweisungen in Auftrag gab.
Vor einigen Tagen wurden vorläufige Vereinbarungen für die Fernsehaufnahmen geschlossen.
Es soll eine Reportage für die Sender ‚Arte’ und ‚WDR’ gedreht werden, Autorin des Films ist Malgorzata Bucka. Wir freuen uns über den positiven Abschluss dieser Verhandlungen.
Auch die Zusage der wissenschaftlichen Schirmherrschaft des
„Zentrales Meeresmuseums“ in Danzig über die Expedition ist erfreulich.
Museumsdirektor Dr. Jerzy Litwin hat Dr. Waldemar Osowski als unseren Betreuer bestimmt. Waldek ist schon ein alter „Weleter“, er fuhr 1999 entlang der Ostseeküste auf der Welet.
Die Schirmherrschaft seitens der Medien hat die Redaktion des Segelmagazins „Zagle“ übernommen, für die ich seit Jahren journalistisch tätig bin.
Die spontane Zustimmung des Chefredakteurs hat mich besonders gefreut.
Zitat: „Die Redaktion der Wassersport-Monatszeitschrift „Zagle“ begrüßt mit großer Freude die nachfolgende Initiative von Kapitän Henryk Wolski und seinen Freunden. Diesmal starten die Segler um eine wichtige Wikinger-Handelsroute durch „slawisches Territorium“ zu untersuchen, die Trasse über Weichsel - San mit Schleppstrecke bis zum Dniester und weiter zum Schwarzen Meer.
Schon vor 1000 Jahren fuhren Wikinger von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Sie fuhren mit Leder, Bernstein und Eisenerzeugnissen nach Byzanz und kehrten mit Gold, Gewürzen und Sklaven zurück.
Selbstverständlich übernehmen wir für Henryk Wolskis Projekt die mediale Betreuung. Er ist einer der besten und erfahrendsten Segler und Abenteurer Polens.
Die von ihm organisierte Expedition wird ein großes Ereignis im Lande sein. Wir hoffen, dass dieses Projekt mit wunderbaren journalistischen Beiträgen und reichen Bildersammlungen dokumentiert wird. Die Redaktion wird alles, was mit der Expedition zusammenhängt aufmerksam verfolgen sowie Vorbereitung und Verlauf publizieren.“